Zwei Dörfer und ein Berg, der nicht trennt, sondern verbindet Einweihung des Freundschafsweges zwischen Schleching und Sachrang

Schleching/Sachrang – Zwei Bergsteigerdörfer im Südosten Bayerns und ein Berg, der beide verbindet. Den 1.808 Meter hohen Geigelstein in den Chiemgauer Alpen nehmen sowohl Sachrang im Priental als auch Schleching im Achental als „ihren“ Hausberg für sich in Anspruch. Doch der „Blumenberg“ im gleichnamigen Naturschutzgebiet, wie er liebevoll genannt wird, trennt nicht, sondern verbindet.
Schleching und Sachrang wurde vom Deutschen Alpenverein (DAV) gemeinschaftlich das Prädikat „Bergsteigerdorf“ verliehen. Das seit jeher freundschaftliche Miteinander „gipfelt“ jetzt in einer besonderen Initiative: beide Orte werden über „Freundschaftswege“ miteinander verbunden. Die „Gipfelvariante“ führt über den Geigelstein, der zugleich das verbindende sowie auch das trennende Element der beiden Orte ist. Die „Traditionsvariante“ führt über den niedriger gelegenen Dalsensattel. Offiziell wurden die Wege jetzt von den beiden Bürgermeistern Sepp Loferer (Schleching) und Simon Frank (Aschau-Sachrang) eingeweiht.
Am Dalsensattel brachten beide Bürgermeister das letzte Schild mit der Aufschrift „Freundschaftsweg“ an einem Pfosten an. Beide freuten sich, dass sich so viele Akteure und Besucher –trotz strömendem Regen- für diesen finalen Akt eingefunden hatten. Sie sahen darin eine Bekundung für die langjährige Verbundenheit beider Orte. Initiiert und umgesetzt wurde die Idee in den beiden ehrenamtlichen Arbeitskreisen der beiden Bergsteigerdörfer. Till Gottbrath, Sprecher vom Arbeitskreis Sachrang, erinnerte, dass die Idee von Julia Hoven aufkam und dann vom Design bis Produktion und Digitalisierung von beiden Dörfern gemeinsam umgesetzt wurde.
Rupert Loidl, Sprecher vom Arbeitskreis Schleching, fand es wichtig, dass das Schild ja nur ein äußeres Zeichen ist und nun mit Leben gefüllt werden müsse, wie bei einer Ehe, wo die Ringe ebenfalls nur das Zeichen sind.

Zum Abschluss der Einweihung freuten sich alle auf ein trockenes Plätzchen in der Hütte von Margot und Georg Mix auf der vorderen Dalsen Alm. Die Besucher saßen in der trockenen Stube eng beieinander und erinnerten sich, wie das Wissen über die Wahl der trittfesten Pfade über die Almen und den idealen Steig zu gemeinsamen Treffen auf der 1930 eingeweihten Priener Hütte von einer auf die andere Generation der Menschen weitergegeben wurde. Bei den Gesprächen war zu spüren, dass es nicht nur die historischen Wege durch die Berglandschaft sind, die die beiden Orte verbindet. Über die Jahre haben die Bergwacht dies- und jenseits des Gipfels schon immer eng zusammengearbeitet und daraus sind zahlreiche Freundschaften entstanden. Almbauern aus Schleching trieben ihr Vieh auf das Gebiet von Sachrang und viele Geschichten ranken sich um familiäre Verbindungen, bei denen der Berg nicht im Wege stand, sondern bei der Zusammenführung eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben soll, wie schmunzelnd und mit vielen Lachern erzählt wurde.

Die beiden Arbeitskreise haben zwei Varianten des Freundschaftsweges ausgearbeitet:
Der Traditionsweg über den Dalsensattel und der Gipfelweg über den Geigelstein. Die Traditionsvariante folgt der einfachsten Verbindung zwischen dem Prien- und Achental über den 1.078 Meter hohen Dalsensattel. Der Traditionsweg ist 16 Kilometer lang und führt durch den Klausgraben, landschaftlich reizvoll über den Dalsensattel, vorbei an den Hinteren und Vorderen Dalsenalmen, dem „Ochsensprung“ und dem „Floderer Wasserfall“ nach Schleching. Von Schleching sind im Anstieg rund 600, von Sachrang aus knapp 450 Höhenmeter zu meistern.
Die Gipfelvariante ist eine ausgewachsene Bergtour, die deutlich mehr Kondition erfordert. Auf der Sachranger Seite führt sie anfangs über den Forstweg hinauf zur Priener Hütte (bewirtschaftet und Übernachtungsmöglichkeit), weiter hinauf zum Geigelsteinsattel und auf den Gipfel. Wer in Schleching am Geigelsteinparkplatz startet, gelangt über Forstwege zur Wuhrsteinalm und weiter zur Wirtsalm. Ab hier geht es richtig steil bergauf! Der schmale Steig windet sich schließlich in engen Kehren durch die Latschen hinauf zum Geigelsteingipfel. Insgesamt ist der Gipfelweg knapp 18 Kilometer lang. Von Sachrang aus sind 1.190 Höhenmeter zu erklimmen, von Schleching aus sogar 1.300 Höhenmeter. Beide Wege können natürlich von beiden Richtungen begangen werden.

„In einer Welt, in der aktuell vieles auseinander zu fallen scheint, erscheint ein gemeinsamer Freundschaftsweg über einen Berg in einem ganz besonderen Licht“, so die beiden Bürgermeister bei der Einweihung der Verbindungen der Wegstrecken. „Sachrang und Schleching demonstrieren hier eindrucksvoll, dass ein Berg nicht trennt, sondern zwei Dörfer verbinden kann“, hieß es in der gemeinsamen Erklärung.
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Fotos und Text Sybilla Wunderlich
Bild Eröffnung:
Rechts, Sepp Loferer (1. Bürgermeister Gemeinde Schleching) und links Simon Frank (1. Bürgermeister Gemeinde Aschau) bringen gemeinsam das finale Schild an

Alle, die zum Gelingen des Projektes beigetragen haben, freuten sich trotz des strömenden Regens