Versammlung der Almbauern in Schleching

Schleching – Zahlreich erschienen die Almbauern zur Versammlung der Bezirksalmbauernschaften Grassau, Reit im Winkl, Ruhpolding und Schleching im Gasthof Zellerwand. Maria König (Bezirksalmbäuerin Schleching) führte durch den Abend und freute sich über die vielen Besucher und die interessanten Referate. Den Anfang machte Georg Mair, der erste Vorsitzende des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern mit einem Rückblick auf das vergangene Jahr. Er erinnerte an den frühen Auftrieb, was sich später als richtig erwies, da in den Monaten Juni, Juli, August durch die hohen Temperaturen ein sehr gutes Wachstum auf den Weiden genutzt werden konnte. Im letzten Jahr waren 22.900 Rinder auf den Almen.

Zum Bestoß berichtete Mair über 18.000 Hektar für 709 Almen, es gab einen Rückgang von 72 Hektar( zirka zwei Almen),  das bedeutet eine leichte Erholung zu den Vorjahren mit größerem Rückgang. Besonders zu beachten und dann zu verhindern sei die zunehmende Bewaldung in den Randbereichen. Dem Rückgang der Flächen sei gegenzusteuern, meinte Mair weiter; denn die Weidewirtschaft auf den Almen leistet einen großen Beitrag zum Naturschutz mit der Zunahme und dem Erhalt der Artenvielfalt, was wiederum auch für  den Wander-Tourismus attraktiv ist.

Neben vielen Themen aus dem zurückliegenden Jahr hob Mair auch die Verabschiedung in die Rente von Michael Hinterstoißer, Leiter des Fachzentrums Almwirtschaft und Geschäftsführer des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern, hervor, die im Rahmen des Erntedankfestes in der Samerhalle in festlichem Rahmen stattfand. Der Nachfolger in diesem Amt, Hans Stöckl, nutzte die Gelegenheit an diesem Abend sich erneut vorzustellen,  berichtete über seine ersten 100 Tage im Amt durchweg positiv und lobte die gute Zusammenarbeit mit den Almbauern. 

Der Wiederansiedelung vom Wolf und den zu befürchteten Nutztierrissen auf den Almen  widmete Georg Mair in seinem Vortrag viel Raum. Seine Befürchtungen sind, dass durch die Rückkehr des Wolfes die Weidewirtschaft auf den Almen noch weiter zurückgehe. Aus Gebieten in denen sich der Wolf bereits angesiedelt hat, weiß man, das sich die Abstürze der Alm-Tiere durch Panikreaktionen um das Fünffache erhöht hat! Zu den Nutztierrissen durch den Wolf sind die veröffentlichten Zahlen in den verschiedenen Medien nicht verifizierbar. Aus Erfahrungen der Nachbarländer Österreich, Schweiz und Frankreich ist bekannt, dass ein Weidezaun auf Almen nicht praktikabel ist oder nicht auf die hiesigen Verhältnisse übertragbar. Auch der Einsatz von Herdenschutzhunden ist problematisch, einmal durch den hohen Anschaffungspreis und die nötige Ausbildung von Hund und Halter und die vorprogrammierten Konfliktsituationen mit Wanderern, insbesondere mit Wanderern mit Hunden. Durch die aufkommenden Kosten für den einzelnen Almbauern, die die nicht zufriedenstellende finanzielle Situation noch weiter verschlechtere, könnten manche Almbauern an Aufgabe der Alm denken, befürchtete Mair. Die Rückkehr einer noch im vorigen Jahrhundert ausgerotteten Tierart ist sicher zu begrüßen, aber bei den  Problemen  der damit Betroffenen,  ist der nur  monetären Ersatz des gerissenen Nutzviehs eine zu kurzsichtige Lösung.

 Laut aktuellen Monitoring-Daten leben in Deutschland derzeit  60 Wolfsrudel.  Im Landkreis Traunstein wurde noch kein Wolf gesehen. Die Gedanken zu den Problemen haben also präventiven Charakter, aber Mair ist sich sicher, die Wolfspopulation wird auch hier kommen. Derzeit leben in Bayern zwei Wolfspaare.

 

Alfons Osenstätter vom  AELF Traunstein berichtete über Neues zum Bergbauernprogramm. So haben sich bei den Förderungen der Weide- und Almwirtschaft  keine wesentlichen Punkte geändert, lediglich für mobile Anlagen gibt es keine Förderung mehr. Ansprechpartner für Förderungen und Voraussetzungen ist Georg Zeltsperger beim AELF Traunstein, Telefon 0861-7098-157.

Bei einem weiterer Punkt im Vortrag von Alfons Osenstätter ging es um die neue Düngeverordnung, die zwar in der Regel für die Almen nicht zutrifft, aber für Betriebe über fünfzehn Hektar. Alle Informationen hierfür sind unter www.lfl.bayern.de nachzulesen.

Für den Punkt „Aktuelles zum Baurecht in der Landwirtschaft“ gab Osenstätter nach diversen Erklärungen abschließend den Rat „bei Bauvorhaben mit Tierhaltung immer zuvor die Standortfrage klären“!

Dr. Jürgen Schmid vom Veterinäramt Traunstein widmete seinen Vortrag dem Thema „Rauschbrand bei Rindern“. Der Erreger der Tierseuche ist das sporenbildende Bakterium Clostridium, das sich über Jahrzehnte im Boden befinden kann, aber nur Wiederkäuer befällt. Die Infektion mit verschiedenen Clostridien-Spezies führt zum schnellen Tod der Weidetiere. Die einzige Chance dem zu entgehen ist eine Impfung. Seit die Impfpflicht und die Bezuschussung 2015 ausgesetzt wurde, sind im  Gebiet des Hochgern aktuell wieder Fälle bekannt geworden mit steigender Tendenz. Im Jahr 2015 waren es drei, 2016 vier und 2017 schon acht Fälle, berichtete Schmid.     wun

Foto Sybilla Wunderlich

v.l. Hans Stöckl, Alfons Osenstätter, Maria König, Georg Mair, Dr. Jürgen Schmid

Sybilla Wunderlich (wun), Maisbachweg 4, 83259 Schleching, Tel. 08649-9869273, Sybilla.Wunderlich@t-online.de

02. März 2018