Schleching ist nicht nur seit zwei Jahren ein Bergsteigerdorf

Schon vor fast 500 Jahren wurde das Alphorn in einem klösterlichen Rechnungsbuch aus der Schweiz erwähnt und diente bis ins frühe 19. Jahrhundert als Hirteninstrument. Die Hirten nutzten das Alphornspiel  zur Besänftigung störrischer Kühe, aber auch zur Verständigung untereinander mit den umliegenden Almen.

Ein altes Berner Lied überliefert sogar eine Liebesbotschaft, die ein Älpler seiner Liebsten  jeden Morgen per Alphorn ins Tal hinunter blies – die Generationen Y und Z werden sich wundern, dass es funktionierte – ganz ohne Handy und „whatsApp“.

 

Die Form des Alphorns ist im Laufe eines halben Jahrtausends fast unverändert geblieben – erstaunlich ist sein Funktionswandel in dieser Zeit, aber die Herstellung ist immer noch archaisch.

 

Hier können die Schlechinger Alphornbläser auf 50 Jahre Erfahrung und Praxis im Bau der Hörner zurückblicken. Die Bäume aus denen die Alphörner hergestellt werden sind Fichten, im Spätsommer geht es zum Baumsuchen, kein leichtes Unterfangen im Wald voller Bäume. Der Baum muss eine natürliche Krümmung aufweisen, die später am unteren Ende des Alphorns als trichterförmiges Schallstück zu sehen ist. Darum gibt es die Alphörner auch nur im Gebirge, da die Bäume am Hang wachsen müssen, um die natürliche Krümmung zu erhalten.  Ist der Richtige gefunden, wird er gekennzeichnet; denn gefällt wird er erst im Winter bei Frost und nur im Zeichen des Skorpion und nur bei abnehmendem Mond.

 Martin Sabold war von Beruf Lagerist in einer Zimmerei und hatte die Möglichkeit in einer großen Werkhalle mit Gleichgesinnten sich ans Werk zu machen. Mit der Motorsäge muss der Stamm auf allen vier Seiten gesäumt werden. Mit der Handhobelmaschine wird dann ein viereckiger Balken daraus. Eine kleine Handhobelmaschine rundet den Stamm. Alles andere ist reine Handarbeit. Das freihändige Spalten des Stammes ist wohl die schwierigste Aufgabe. Danach wird mit einem Messer die Wandungsstärke eingeschnitten. Holzschlegel und Stemmeisen waren die Werkzeuge zum Aushöhlen des Stammes. An dieser Stelle hat jeder Alphornbauer sein Geheimnis, dass er nicht preisgibt, das aber später dem Alphorn erst den richtigen Klang gibt.

Jetzt kommt der Moment, wo die beiden Hälften wieder zu einem Ganzen zusammengeklappt werden –wie ein Butterbrot- mit einem schnell abbindenden wasserfesten Leim. Mit –meisten alten Fahrradschläuchen- wird das Horn so fixiert, bis der Leim gehärtet ist. Eine Bandsäge stutzt dann das Horn auf seine richtige Länge von vier Meter. Zu guter Letzt wird noch die Öffnung für das Mundstück gebohrt und dann kommt der spannende Moment, wenn das Horn zum ersten Mal geblasen wird.

Diesen Moment haben die Schlechinger Alphornbläser nun schon zirka zehn Mal erfolgreich genießen dürfen. Ihre Alphörner haben sich auf unzähligen  Veranstaltungen „bewährt“ – ob als Solisten, im Quartett oder in Begleitung mit der Schlechinger Musikkapelle bescherten sie mit ihren Bläsern den Zuhörern wunderbare Musikmomente. wun

 

Sybilla Wunderlich (wun), Maisbachweg 4, 83259 Schleching, Tel. 08649-9869273, Sybilla.Wunderlich@t-online.de