Praxistermin für mehr Blumenwiesen in Schleching

Schleching –  Das Artensterben aufzuhalten, hat sich das Ökomodell Schleching schon vor sieben Jahren auf die Fahne geschrieben.

Jetzt sollen weitere bienen- und insektenfreundliche Flächen im Gemeindegebiet geschaffen werden, berichtet Bürgermeister Josef Loferer.  Kompetente Hilfe holte er sich mit dem Diplom Biologen Stefan Kattari, der den interessierten Bürgern am Kurpark  bei einem ersten Praxis-Vormittag  zeigte, wie es am besten gelingt.

Gleich am Anfang stellte Kattari  –bezogen auf die neueste UNO-Veröffentlichung-  die provokante Frage: „warum sollen wir nicht einfach auf die 1 Million aussterbende Arten verzichten?“  Er meinte, die Biodiversität sei international ein großes Thema, aber nun wirklich nicht neu und zog den Bogen von den weltweiten Schlagzeilen nach Schleching. Seine Motivation sei, die heimische Natur so zu erhalten, dass sich das Ökosystem selbst aussteuern kann. Ein Problem dabei  seien die invasiven Arten, die sich weiter ausbreiten und heimische Pflanzen vertreiben oder absterben lassen.

Den zahlreichen Besuchern zeigte er, wie man durch Blühflächen  „im Kleinen“ mit wenig Aufwand den bestmöglichen Effekt  für die Insektenwelt erzielen kann.

So ging er auf das einjährige Saatgut für Blühwiesen ein, das im Moment fast überall zu kaufen ist. Es  sei nicht verkehrt, es zu nutzen und der Blüheffekt noch in diesem Jahr da, aber im nächsten Jahr müsse man dann wieder von vorn anfangen. Er sah die bessere Möglichkeit mit mehrjährigem Saatgut und das möglichst mit Samen von Pflanzen, die auch in der Gegend wachsen.

 Optimal für eine neue Blühfläche sei es, den Boden mit einer Gartenfräse aufzureißen und dann das Saatgut zu verteilen. Hier hatte er gleich einen praktischen Tipp, nämlich das zum Teil sehr feine Saatgut mit Erde und Sand zu vermischen, damit es sich gleichmäßiger verteilen lässt.  Damit wird auch erreicht, dass die Pflanzen später nicht zu dicht stehen und sich die Keimlinge gegenseitig behindern. Als Richtwert für die Menge nannte er 1 Gramm Saatgut für 1 Quadratmeter.

Falls der Boden nicht mit einer Fräse aufgerissen werden kann, zum Beispiel durch Baumbewuchs, so wie im Kurpark, gibt es noch eine zweite Möglichkeit. Stefan Kattari brachte  dazu verschiedene Wiesenpflanzen mit, die er mittig auf der Wiese im Kurpark verteilte. Wichtig sei es, autochthones Pflanzmaterial zu verwenden, d.h. Pflanzen, die im Achental natürlich wachsen. Hier ist der Richtwert, eine Pflanze pro Quadratmeter Wiese. Er pflanzte Wiesenflockenblumen, Heilziest, schwarze Königskerze, Dost, rote Lichtnelken, Wegwarte, Wiesenglockenblumen, Wegwarte und Margueriten.

Bis zum Herbst sollte zweimal gemäht werden, möglichst nicht die komplette Fläche auf einmal, sondern streifenweise, damit die vorhandenen Insekten Zuflucht in den noch vorhandenen Blühflächen finden.

Wie es konkret nach dem Aussähen oder Pflanzen weitergeht im Laufe des Sommers, will Stefan Kattari in weiteren Praxisterminen erklären.

 

Er wies noch auf ein weiteres Problem hin, das die Akzeptanz in der Bevölkerung oder auch die eigene Enttäuschung im ersten Jahr betrifft. Bei einjährigem Samen hat man im Sommer einen schnellen Effekt mit vielen blühenden Pflanzen, das ist bei den  beiden von Kattari vorgestellten Methoden nicht so spektakulär. Dieser Effekt tritt erst im zweiten Jahr ein, aber dafür dauerhaft und mit wenig weiterem  Aufwand.

Als Beweis zeigte er eine Wiese beim Parkplatz an der Schule, die vor sieben Jahren ausgesät wurde. Hier haben sich viele verschiedene Pflanzen fest etabliert. Kattari meinte, diese Wiese kann nur durch NICHT mähen oder Zuschüttung mit Beton zerstört werden.

Die Zuhörer waren begeistert von den Ausführungen und hatten viele Fragen, wie zum Beispiel „wie wichtig ist der Boden?“ Auch hier empfahl Kattari, sich die Umgegend anzuschauen, was dort natürlich wächst und möglichst den Samen dieser Pflanzen einzusammeln. Auf die Frage nach der besten Pflanzzeit, antwortete Kattari „eigentlich immer, außer im Hochsommer und wenn der Boden gefroren ist, im Frühjahr oder Herbst wäre es ganz gut“.

Eine Fortsetzung des Praxistermins erfolgt im Sommer, wer bis dahin Fragen hat, kann sich an die Ökomodell-Betreuerin Kathrin Schwarz in Schleching 08649-986655 oder per Email: gebietsbetreuer@oekomodell.de wenden.    wun

 

Foto Sybilla Wunderlich

Stefan Kattari links erklärt den Zuschauern die Aussaat

 

Sybilla Wunderlich (wun), Maisbachweg 4, 83259 Schleching, Tel. 08649-9869273, Sybilla.Wunderlich@t-online.de

09. Mai 2019