Naturschutzgebiet Geigelstein
Johannes Weber erläuterte den Begriff „Natur“ und dem daraus folgenden „Naturschutz“ und sah in dem Titel der Diskussion „Vom Spagat zwischen Naturschutz und Erholungsnutzen“ die Aufgabe, die zu lösen war. Diesem Verständnis und Bekenntnis verpflichtet fühlen sich nicht nur die Gemeinden Schleching und Sachrang, als Bergsteigerdörfer und territoriale Träger des Naturschutzgebietes, sondern auch die Gemeinden Marquartstein, Staudach-Egerndach und Unterwössen, wenn sie sich im Achental Tourismus unter dem Motto „Eins mit der Natur!“ zusammengeschlossen haben. Johannes Weber fand „naturnaher Tourismus, das funktionierende Miteinander von Natur- und Kulturlandschaft sowie der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen sind Ziele, die aktueller denn je sind und die es daher im Blick zu behalten und umzusetzen gilt“.
Abschließend gratulierte der 2. Bürgermeister „zu 30 Jahren gelebten Naturschutz“.
Moderator war Stefan Kattari, Bürgermeister von Grassau
Dem Moderator, Stefan Kattari, als Biologe, Landschaftsökonom und ehemaliger Gebietsbetreuer des Öko-Modells Achental lag das Thema am Herzen und durch seine persönliche Kenntnis der Lage vor Ort, stellte er genau die richtigen Fragen.
Bei der Vorstellungsrunde der Gäste zeigte sich, dass alle einen persönlichen Bezug zum Geigelsteingebiet haben. Christiane Mayr gab zu, dass sie erst später verstanden hat, wie wichtig die Zusammenarbeit mit den Almbauern ist und dass die Artenvielfalt gerade durch die Almwirtschaft und deren Pflegemaßnahmen, wie das Schwenden, erhalten bleibt und gefördert wird. Eine Forststraße musste gebaut werden, damit die Almen erreichbar bleiben. Dem stimmte Hanspeter Mair vom DAV zu, auch ihm war schon vor 40 Jahren klar, dass diese bestehende Kulturlandschaft erhalten bleiben muss.
Ist Naturschutz und Tourismus vereinbar?
Der Moderator stellte die Frage an Oswald Pehel, ob ihm nicht das Herz blutet, bei den Einschränkungen für den Tourismus durch den Naturschutz. Aber die Antwort war eindeutig „die Regierung hat damals die richtige Entscheidung getroffen“, er fand, es muss bei einer sinnvollen Entwicklung die Synthese von Natur und Tourismus möglich sein und sah im Achental die Möglichkeit, Natur erlebbar zu machen und damit ein nicht austauschbares Element zu haben. Dem stimmte auch Christian Zwanziger zu, seine Meinung dazu war „das was man hat, soll man schützen, herzeigen und bewahren“, dies sei eine Art von Tourismus, die er von ganzem Herzen unterstützt.
Probleme mit den digitalen Plattformen
Stefan Kattari erinnerte an die letzten Monate, wo während der coronabedingten Einschränkungen ein Ansturm auf die Ausflugsziele ausgelöst wurde. Simon Frank fügte dazu an, dass die Herausforderung auch durch die Social Media Kanäle noch vergrößert wurden durch Veröffentlichung von besonderen Touren oder Gipfeln in der Natur. Christian Zwanziger wünschte sich dazu, mehr Verantwortung bei den digitalen Plattformen. Das gab das Stichwort für Hanspeter Mair, der vortrug, dass der DAV sehr penibel die Schutzgebiete bei den vorgeschlagenen Touren ausweist und er forderte mehr Selbstverpflichtung bei den Tourenanbietern! Das gefiel Christian Zwanziger und schlug vor, dass mehr für die Umweltbildung getan wird und die Kommunen bei der Bewältigung des motorisierten Ansturms Hilfe durch den Ausbau und bessere Taktung durch den ÖPNV erhalten.
Bringt das Prädikat „Bergsteigerdorf“ Vorteile?
Hier brachte Kattari das Thema „Bergsteigerdörfer“ ins Spiel. Hanspeter Mair hob dabei nochmal hervor, dass die Intention dieses ausgewiesenen Prädikats ist, dass es „kleine und feine Orte zum Genießen und Verweilen“ sind. Er sah in Schleching und Sachrang ideale Orte für ein Besucher-Klientel, die naturnahe Erlebnisse suchen. Er betonte, dass sich die Orte authentisch abheben von anderen Orten mit einer Skischaukel –wie es ja vor 30 Jahren auch am Geigelstein ursprünglich geplant war und durch das Engagement von vielen Bürgern, Institutionen und auch der Politik verhindert wurde.
Stefan Kattari fragte die beiden Bürgermeister, ob und wie diese Auszeichnung den Orten hilft.
Josef Loferer meinte dazu, dass es kein Label braucht, um viele Touristen anzulocken. Eher die Wertigkeit und das Selbstverständnis für die Heimat sei wichtig. Das scheint zu funktionieren, da viele junge Leute wieder zurück ins Dorf kommen. Simon Frank meinte dazu, es sollen ja Touristen kommen, aber die sollen die Natur wertschätzen gemeinsam mit den Bürgern, seine Meinung war „jeder Bürger soll ein Ranger sein“.
Das Thema eines etablierten Rangers hatte Christian Zwanziger von den Grünen ins Spiel gebracht und meinte damit, dass sein Einsatz hilfreich sein kann bevor Situationen eskalieren.
Von so einer eskalierenden Situation berichtete Josef Loferer als ein Beispiel von vielen. Wanderer wollten bei starker Trockenheit im Almgebiet ein Feuer machen, um ihre mitgebrachten Weißwürstel zu erwärmen und waren recht uneinsichtig bei dem Hinweis, dass es verboten ist. Auch Loferer sprach sich für den dauerhaften Einsatz eines Rangers im Naturschutzgebiet aus.
Der Nahverkehr muss ausgebaut und gefördert werden!
Loferer brachte auch noch einmal das ungeklärte Thema des unzureichenden Nahverkehrs auf, um das er sich schon viele Jahre kümmert und das von der Politik nicht genügend beachtet wird. Hanspeter Mair vom DAV pflichtete ihm bei und hofft ebenfalls, dass bei Staatsregierung endlich ankommt, dass der ÖPNV gestärkt werden muss. Der DAV hat ja mit dem in diesem Jahr erfolgreich installierten Bergbus bewiesen, dass der Bedarf da ist. Christiane Mayr fügte noch an, dass sie den ÖPNV viel zu teuer für den Nutzer findet und die Taktung zu wenig. Christian Zwanziger stimmte ihr zu und meinte, dass der Bau von Parkplätzen ja auch Geld kostet und von einer zahlreicheren Taktung beim ÖPNV auch die Einheimischen profitieren. Josef Loferer bekräftigte nochmal, dass er nicht verstehen kann, wie ein reiches Bundesland nicht in der Lage ist den ÖPNV zu fördern!
Kann das Naturschutzgebiet Geigelstein Vorbild für andere Regionen sein?
Die abschließende Frage von Stefan Kattari an alle Teilnehmer lautete „was können alle vom erfolgreichen Projekt Naturschutzgebiet Geigelstein lernen?“
Josef Loferer war wichtig, die Wertschätzung für alle Akteure und das Bewahren der kommenden Generation mit auf den Weg zu geben. Hanspeter Mair empfahl „seid mutig, steht zu eurem Bergsteigerdorf und lasst euch nicht unterkriegen“. Simon Frank bedauerte, dass man in der Gemeinde oft den Tunnelblick hat und er wünschte sich, dass auch die Stimmen „von der Seite“ gehört werden und damit gegenseitigen Respekt –ob für Wanderer oder Sportler-.
Christiane Mayr war es wichtig, sich bei denen zu bedanken, die vor 30 Jahren die Bürgerinitiative „Rettet den Geigelstein“ gegründet haben und das in ihrer Freizeit, neben der Arbeit und der Familie und wünschte sich, dass die Initiative weiter entwickelt wird, dass die Besucher ein Bewusstsein für die Natur bekommen, es in die Kindergärten und Schulen getragen wird, wie die Heimat erhalten bleiben kann. Ein wichtiges Anliegen dazu war ihr, dass das „Sterben der Bauern“ gestoppt werden muss, die regionale Landwirtshaft erhalten bleibt, zum Beispiel dadurch, dass ihre Produkte gekauft werden und forderte dazu auf „die Gesellschaft muss zusammenhalten“
Fazit ist Angebot und Lenkung
Stefan Kattari zog zum Ende das Fazit, dass es möglich sein muss, dass Naturschutz und Sport zusammengehen, eine Kombination zu finden aus „Angebot und Lenkung“.
Er erinnerte an die Leistungen seiner Vorgängerin Claudia Irlacher und an all die Beteiligten der ersten Stunde, wie zum Beispiel der anwesende Lothar Obermaier, der Applaus bekam. Sein Dank ging auch an die vielen Mitwirkenden, die das Jahresprogramm zum Jubiläum organisiert und möglich gemacht, sowie die Broschüren erstellt haben und erwähnte dabei den Leiter der Tourist-Info Herbert Reiter aus Aschau und Elisabeth Keihl, Vorstand der Achental Tourismus gKU. In Unterwössen, sowie Doris Wehrlin, die maßgeblich an der Organisation im Vorfeld und der Veranstaltung beteiligt war.
- begleitet wurde der Abend von Roland Boser aus Schleching und Stefan Klössinger aus Oberwössen. wun
Foto Sybilla Wunderlich
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Von links: Stefan Kattari, Christian Zwanziger (MdL Grüne), Josef Loferer (Bürgermeister Schleching)Christiane Mayr (Landschaftspflegeverband Rosenheim) Oswald Pehel ((TOM), Simon Frank (Bürgermeister Aschau), Hanspeter Mair (DAV)
Sybilla Wunderlich (wun), Maisbachweg 4, 83259 Schleching, Tel. 08649-9869273, Sybilla.Wunderlich@t-online.de
08. Oktober 2021
Weitere Infos zum 30jährigen Naturschutzjubiläum Geigelstein erhalten sie hier:
Herbert Reiter
Leiter der Tourist Info Aschau und Sachrang Tourist Information Aschau i.Ch. Tel.: +49 (0) 8052 9049-39 |
Doris Wehrlin
Gemeinde Schleching Tel.: +49 (0) 8649/9889-12 |
Elisabeth Keihl
Vorstand Achental Tourismus gKU Tel.: +49 (0) 8641 / 59791-10 |
Weitere Informationen zu den großen Herausforderungen in der heutigen Zeit erfahren sie im Film zum 30jährigen Naturschutzjubiläum, mit eindrucksvollen Bildern rund um den Geigelstein und den Aussagen von Alois Glück (ehem. Landtagspräsident), Landrat Otto Lederer (Rosenheim), stellvertretende Landrätin Resi Schmidhuber (Traunstein) und den Bürgermeistern Josef Loferer (Schleching) und Simon Frank (Aschau)
Ein Gemeinschaftsprojekt von:
Gemeinde Aschau i.Chiemgau, Gemeinde Schleching,
Tourist Information Aschau i.Chiemgau, Achental Tourismus
Produktion: © Stefan Erdmann Filmproduktion – http://www.erdmannfilm.de
Konzept, Text, Kamera, Schnitt: Stefan Erdmann
Musik: Jens Lück