„Naturschutz ist kein gesicherter Besitzstand“ Bayerns ehemaliger Landtagspräsident Alois Glück sieht wachsende Spannungsfelder zwischen Bergtourismus und Naturschutz – „Blumenberg Geigelstein“

Sachrang/ Schleching – Mahnende Worte des ehemaligen bayerischen Landtagspräsidenten Alois Glück zum 30jährigen Jubiläum des Naturschutzgebietes Geigelstein im Chiemgau. „Die Qualität eines Naturschutzgebietes ist kein gesicherter Besitzstand“, sagte der CSU-Politiker am Donnerstag. Die nach seinen Worten „wachsenden Spannungsfelder zwischenund Naturschutz“ erforderten neue Initiativen, um das in den vergangenen drei Jahrzehnten Erreichte nicht aufs Spiel zu setzen und für die kommenden Generationen zu bewahren. Angesichts des für den kommenden Sommer und den Herbst zu erwartenden

Besucheransturms gelte es, besonderes Augenmerk auf den Schutz des „Blumenberg Geigelstein“ mit seiner besonderen Vielfalt an Blumen und der einzigartigen Vegetation zu lenken. Es sei das Gebot der Stunde und dem Jubiläum angemessen, über neue Maßnahmen nachzudenken, um dem Andrang Herr zu werden und neue Möglichkeiten der Besucherlenkung zu implementieren. „Das gilt insbesondere auch für die steigende Zahl der

Touristen, die mit dem E-Bike in Regionen unterwegs sind, die als besonders schützenswert

gelten“, sagte Alois Glück.

Stimmkreisabgeordneter des Landkreises Traunstein und Umweltpolitiker im Bayerischen Landtag hatte der ehemalige Landtagspräsident die Entwicklung des Geigelstein zum Naturschutzgebiet begleitet und maßgeblich mitgestaltet. „Es war der Verdienst von engagierten Bürgern und auch von Organisationen wie dem Bund Naturschutz, die sich den Plänen entgegen gestellt haben, den Berg zu einem Skigebiet mit großflächigen Pisten und Liftanlagen in Form einer Skischaukel von Schleching nach Sachrang auszubauen. Das war letztendlich die Geburtsstunde des Naturschutzgebietes im Jahre 1992“, fügte Alois Glück hinzu.

 

Naturschutz und Landwirtschaft seien sich heute darüber einig, dass zum Beispiel eine sachgerechte Beweidung durch genügend Vieh auf den Almen eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt der Artenvielfalt ist. Auf der neuen Agenda für den weiteren Schutz der NaturGeigelstein müsse nun eine ähnlich verbindliche Verständigung zwischen dem Tourismus und dem Naturschutz verankert werden. „So sehr wir uns freuen in einer Kulturlandschaft zuhause sein zu dürfen, in denen Menschen ihren Urlaub verbringen, so groß ist unsere Sorge, dass unsere Berge im wahrsten Sinne des Wortes überrannt werden“, sagte Alois Glück. In einer Zeit, in der mehr Menschen denn je ihren Urlaub in Deutschland verbringen, hat der Schutz unserer Natur oberste Priorität. Das gelte insbesondere auch für ein äußerst sensibles Naturschutzgebiet wie den „Blumenberg“ Geigelstein, der heute als gelungenes Vorbild für ganz Europa stehe.

 

Der Geigelstein war am 1. Juni 1991 als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden, nachdem Pläne gescheitert waren, das Gebiet zu einem Skigebiet auszubauen. Engagierte Bürger hatten verhindert, dass großflächige Pisten und Liftanlagen in Form einer Skischaukel von Schleching nach Sachrang gebaut werden konnten. Unter dem Dach der Bergsteigerdörfer mit ihren Wanderwegen sind jetzt zwei unterschiedliche Täler das Achental und das Obere Priental miteinander verbunden. Der Geigelstein mit seinen ausgedehnten Bergwäldern, saftigen Almen sowie die Felsbereiche auf den Gipfeln bieten zahlreichen Wildtieren Schutz. Zu den bekanntesten zählen Gämsen, Murmeltiere, Schnee- und Auerhühner. Mit der auf 1.700 Meter Höhe gelegenen Rossalm befindet sich zudem eine der höchstgelegenen Almen Deutschlands im Naturschutzgebiet.

 

Zum Jubiläum gibt es auch den über 70-seitigen Sonderprospekt „30 Jahre Naturschutzgebiet Geigelstein – 2021“, mit vielen Informationen und Stimmen zum Naturschutzgebiet und zum Jubiläum. Der Prospekt ist ab Montag, 03.05.21 kostenlos in den Tourist Informationen erhältlich und wird digital auf den Websites www.aschau.de, www.schleching.de oder achental.com zur Verfügung gestellt.