Fritz Irlacher wird 80 Jahre

Schleching – Fast die Hälfte seines Lebens hat Fritz Irlacher –Altbürgermeister von Schleching- in seinem Beruf als Bäcker und Bäckermeister gearbeitet.

Bis sein Leben 1990 mit der Wahl zum Bürgermeister von Schleching eine große Wende nahm.

 

Geboren wurde Fritz Irlacher am 7. April 1941 in Hammerau bei Salzburg. 1945 zog die Familie nach Schleching-Mühlau in das Haus des Bruders seiner Mutter. Aufgewachsen ist er als „Mittlerer“ mit vier Brüdern und einer Schwester.

In der Schule war er sehr gut mit einem Notendurchschnitt von 1,3, der damalige Pfarrer Pichler empfahl ein Studium, was die Eltern in der schweren Zeit mit sechs Kindern nicht finanzieren konnten.

Fritz Irlacher erinnert, dass er sich schon früh für das Fotografieren interessiert hat, mit zehn  Jahren kaufte er sich eine Fotobox, finanziert vom selbst verdienten Geld als Ministrant. Das Fotografieren begleitet Fritz  sein Leben lang bis heute.  Später hat er mit seinen Fotos unzählige Lichtbilder-Vorträge gehalten, die ebenfalls heute noch sehr beliebt sind und die Flora und Fauna des Schlechinger Tals zeigen.

Aber auch sportlich war Fritz Irlacher gut unterwegs als aktiver Fußballer. Er reflektiert, wie er als Torwart eine eigene Schritttechnik entwickelt hat „ich hab den Zwischenschritt erfunden“ erzählt er lachend. Noch heute ist er FC Bayern-Fan. Nach seiner aktiven Zeit hat er die Jugend trainiert.  Da fällt ihm in diesem Zusammenhang ein, dass  er mal  Franz Beckenbauer auf eine Kräuterwanderung mitgenommen hat.

 

Um 1970 hat Fritz Irlacher zusammen mit Siegfried Hofstetter den Langlauf in Schleching etabliert, es war ja bis dahin ein alpiner Skiort. Die Gemeinde hat ein Spurgerät gekauft und das hat er jahrelang gefahren. Außerdem trainierte er die Jugend in Alpin und Nordisch.

Neben dem Sport hat er eine zweite Leidenschaft:  die Liebe zur Natur.

 Mit Fug und Recht kann er  behaupten „ich kenne alles, was bei uns wächst“. Als Autodidakt hat er alles über die Pflanzen aus Büchern gelernt. Als er 1962 zur Bergwacht ging, war er dort 25 Jahre als Naturschutzreferent tätig.

Seine Frau hat Fritz in der Backstube kennengelernt, aber nicht weil sie auch Bäckerin war – sondern beim Tanzen!  Schmunzelnd erzählt er, wie die jungen Männer in Schleching  in seiner Backstube das Tanzen geübt haben, zunächst mit einem Besen, bis dann die jungen Madeln dazu kamen und dabei hat er seine Marei kennengelernt und „nicht mehr auslassn“, geheiratet wurde 1965.

1966 wurde Tochter Monika und 1967 Tochter Bärbel geboren, heute freut er sich über seine zwei Enkel.  

 

Als Fritz Irlacher 1990 zum Bürgermeister  gewählt wurde, begann eine neue Entwicklung in Schleching.

1994 wurde „800 Jahre Streichen“  gefeiert, das war, so erzählt der Jubilar,  einer der Auslöser für den Ökomodell-Gedanken. Bei der Aufarbeitung der historischen Begebenheiten wie zum Beispiel der Schlechinger Samer-Tradition, wurden durch viele Veranstaltungen und Gespräche, unter anderem  mit dem heutigen Heimatpfleger Hartmut Rihl, neue Wege für den Ort gesucht.

Fritz Irlacher war jedes Jahr auf  internationalen Seminaren und knüpfte dort die ersten Beziehungen zu Politikern und  verschiedenen staatlichen Ämtern. Er lud die neuen Kontakte nach Schleching ein und vertiefte das Verhältnis. Dabei lernte er auch den fast gleichaltrigen Landtagspräsidenten a.D., damals Abgeordneter im Bayerischen Landtag, Alois Glück  kennen, mit ihm verbindet Fritz eine Freundschaft bis heute. Bei diesen Gesprächen berichtete der Bürgermeister den verschiedenen Entscheidungsträgern, dass Schleching touristisch mit den bekannten Orten wie Reit im Winkl, Kössen oder Kitzbühel nicht mithalten kann und einen anderen Weg beschreiten will „wir wollen einen naturverträglichen Tourismus“ erklärte er.

Unterstützung bekam er dabei  von Professor Holger Magel, der ihm Studenten der TU München schickte, die analysierten was in Schleching möglich ist.

Auch der Ökonom Leo Kohr (1909-1994) hat mit seinem Werk „Small is beautiful“ großen Einfluss genommen und das Amt für Ländliche Entwicklung hat für die Umsetzung der Dorferneuerung mit Peter Oster gesorgt.

Fritz Irlacher ist ein echter Pionier und Visionär mit seinen Gedanken, er hat sehr früh erkannt, dass das eigentliche Kapital von Schleching in der erhaltenswerten und bäuerlich geprägten Landschaft, im Naturschutzgebiet Geigelstein, im Brauchtum,  den privaten Vermietern und den gemütlichen Gasthäusern liegt.

Für diesen Erhalt hat er 1996 das Ökomodell Schleching gegründet, zunächst auch gegen viele Widerstände. Aber er hat Überzeugungsarbeit geleistet und  den Bauern die Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben. Eine Umwelt- und sozialverträgliche Regionalentwicklung waren seine Ziele.

Durch die guten Kontakte zu den Bürgermeister-Kollegen der Orte im Achental kam die Idee auf, sich zu vernetzen und so wurde 1999 das Ökomodell Achental gegründet, deren Ehrenvorsitzender er heute noch ist.

Durch die Verbindungen, die Fritz Irlacher zu vielen Politikergrößen hatte, wurden Möglichkeiten geschaffen, seine Visionen auch umzusetzen. Für die Entwicklungen, die zu der damaligen Zeit  ungewöhnlich und weitsichtig waren, hat er  Anerkennung von vielen Seiten  bekommen, sein Erfolgsmodell wurde ein Vorzeigeobjekt.

In diesem Zusammenhang erklärt Fritz „das Wichtigste sind die Mitarbeiter“ und erwähnt aus der Gemeindeverwaltung die damalige Geschäftsführerin Christine Zaiser.  Peter Oster vom Amt für Ländliche Entwicklung bezeichnet er als  „ein Glücksfall für den Ort“.  Wolfgang Wimmer, der auch heute noch beim Ökomodell Achental als Geschäftsführer arbeitet, ist für Irlacher eine außergewöhnliche Persönlichkeit.

Auch kulturell tat sich viel in der Amtszeit.  Durch Initiative von Fritz Irlacher wurde 1996 der Kulturförderverein mit Dr. Sperling gegründet und zwei Jahre später der Heimat- und Geschichtsverein Achental.

 

Das Wirken von Fritz Irlacher ist  weit über die Grenzen des Achentals  bekannt, viele Auszeichnungen hat er bekommen, zweimal die Bayrische Staatsmedaille, den ersten Preis für das „Dorf der Zukunft“ und natürlich ist er Ehrenbürger von Schleching.

Wenn Fritz Irlacher aus seinem Leben erzählt, fallen ihm immer wieder besondere Höhepunkte ein, wie die dreitägige Zusammenkunft der ESA (Europäische Raumfahrtunion) in Schleching, wo sich achtzehn Astronauten aus Europa und Amerika (Ulf Meerbold, Siegfried Jahn, Thomas Reiter, Claude Haignere)  getroffen haben und von der Gemeinde gesellschaftlich betreut wurden.

Auch heute will Fritz Irlacher nichts vom Ruhestand wissen, nach wie vor wirkt er in vielen Projekten mit, so zum Beispiel beim Gartenbauverein in Schleching, er hat das so beliebte Sauerkrautfest initiiert, jetzt gerade für die Schulkinder frische Osterkränze gebacken, nur wenige Beispiele, die ihm am Herzen liegen.

 

Auf die Frage, was für ihn das Wichtigste im Leben ist, antwortet Fritz „nichts Materielles, wichtig sind die Familie und die Bürger,  das aktive Einsetzen für Andere, der Umgang mit Menschen, das wirkliche Zusammenarbeiten und sich dabei nicht in den Vordergrund zu stellen“.

Wenn er seinen Garten zuhause zeigt, ist ihm die Natur wichtig, „die Wildnis hier ist gewollt“ betont er. Alles Getier, Vögel, Eidechsen und Frösche dürfen hier wohnen zwischen all den besonderen Steinen, die er über die Jahre auf den Bergen gesammelt hat.    wun

 

Foto Sybilla Wunderlich

Fritz Irlacher ein paar Tage vor seinem Geburtstag

Fritz Irlacher und Professor Magel    (Archiv Irlacher)

Fritz Irlacher und Alois Glück            (Arichiv Irlacher)

 

Sybilla Wunderlich (wun), Maisbachweg 4, 83259 Schleching, Tel. 08649-9869273, sybilla.Wunderlich@t-online.de