Die geschindelte Linde auf dem Kirchbichl soll erhalten bleiben

Schleching – Die mehrere hundert Jahre alte Linde auf dem Kirchbichl in Raiten könnte eine Menge erzählen. Corona ist sicher nicht die erste Pandemie, als Mitte des 17. Jahrhundert im Chiemgau der „Schwarze Tod“ wütete, stand sie vermutlich auch schon an diesem Platz.

Diese Linde hat viele Bedeutungen. Der Standort ist im Namen der daneben stehenden Kirche „Maria zu den sieben Linden“ verewigt und muss erhalten bleiben.

Dafür soll Ende Februar eine neue Kronensicherung eingebaut werden. Baumkletterer werden zwei Drittel des oberen Baumes entfernen, damit wieder frische Triebe sprießen, die zur Blütezeit als Nahrungsquelle für die Bienen dienen.

Aber das ist nicht ihre einzige Aufgabe, die Menschen lieben diese Linde und bekannt ist sie auch, zum Beispiel beim Chiemgau Alpenverband, den seit fast 70 Jahren seine jährliche Trachtenwallfahrt mit den 23 Vereinen zum Kirchbichl unter diese Linde führt.

Die Linde dient auch als Versammlungsplatz für die Raitner Dorfgemeinschaft, gemeinsam wird der Platz erhalten und gepflegt.

Die ehemaligen Messner-Dirndln Clara und Christa erinnern sich, dass sie schon vor über 65 Jahren dort mit den anderen Kinder des Dorfes „verstecken im Baum gespielt“ haben. Auch an Ostern war es ein beliebter Platz bei den Kindern, da der Osterhase viele Möglichkeiten zum Verstecken der Eier hatte.

Der Raitener, Alois Steiner, weiß zu berichten, dass sie als kleine Buben von hinten in die hohle Linde geklettert sind und vorn aus einem Loch wieder herausgesprungen sind. Damit war Schluss, als Vinzenz Bachmann so um 1963 die große Öffnung vorn mit Holzschindeln verschlossen hat, damit nicht weitere Feuchtigkeit eindringen konnte.

Ein anderes Los trifft die Linde neben dem Feuerwehr-Haus am Kirchbichl. Sie muss aufgrund des schlechten Zustandes gefällt werden. Dafür wird als Ersatz eine neue Linde gepflanzt. wun

Foto Uwe Wunderlich