Beschreibung
Schleching – Die letzte Bürgerversammlung ist zwar erst ein paar Monate her, aber trotzdem gab es im Rückblick etliche neue Fakten und Entwicklungen.
Bürgermeister Josef Loferer führte in seiner Retrospektive einiges Neues und Veränderung auf und gab einen Ausblick auf die kommenden Projekte.
Der aktuelle Stand der Bevölkerung ist leicht gesunken und beträgt 2.408 aufgeteilt in 1.902 Hauptwohnsitze und 506 Nebenwohnsitze. Neue Mitarbeiter wurden eingestellt, Peter Blachian für den Wertstoffhof (seit 15.9.) Wolfgang Zintel für das Soziale Netzwerk (seit 1.2.) und Roland Boser beginnt am 1. April beim Bauhof.
Zurzeit wird im Rathaus eine Neuverkabelung und Serverumstellung vorgenommen, was zu Einschränkungen bei der EDV und im E-Mailverkehr führt.
Defibrillatoren in Schleching
Der Standort des neuen Defibrillators am Rathaus in Schleching
Wichtig war Josef Loferer die Bekanntmachung der öffentlich zugänglichen Defibrillatoren. Ein neues Gerät wurde im Außenbereich neben dem Eingang zum Rathaus installiert. Die Mitarbeiter im Rathaus haben gemeinsam einen Erste-Hilfe-Kurs besucht, was Loferer auch jeder Privatperson empfahl, die Kenntnisse hier aufzufrischen. Der neue Defibrillator ist laientauglich, ein sogenannter Halbautomat, der vorgibt, was im Notfall zu tun ist. Ein weiterer Defibrillator befindet sich in unmittelbarer Nähe des Dorfladens, im Nachbarhaus an der Hausfassade der Zahnarztpraxis Dr. Florian Detsch, Hauptstraße 8.
Für die Landtags- und Bezirkswahl am 8. Oktober werden noch freiwillige Helfer benötigt, so Loferer. Der Bürgermeister berichtete weiter von der Verleihung des Prädikats „Luftkurort“, von dem neuen Mobilfunkmast, dem Breitbandausbau und der Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED.
Auch die Verbindungsstraße vom Achberg nach Unterwössen war ein Thema, das nun in die Umsetzungsphase geht. Zur Böschungssicherung hat der Bauhof gemeinsam mit dem Geschäftsleiter Martin Plenk vorab Holzarbeiten durchgeführt. Gut, dass wir einen Geschäftsleiter haben, der bei der Bergwacht ist und die Mitarbeiter beim Abseilen sichern konnte, fand Josef Loferer.
Für die Inspektion des Schmutzwasserkanals im gesamten Gemeindegebiet, hatte Loferer die Information, dass die Aktion fast abgeschlossen ist. Im Frühjahr werden noch Kanalabschnitte in Schleching und Mühlau mit der Kamera auf Schäden untersucht. Die festgestellten Schäden am Kanal und den Schächten müssen dann im weiteren Verlauf des Jahres und nächstes Jahr saniert werden.
Für die Freiwillige Feuerwehr Schleching, die ehrenamtlich 365 Tage im Jahr immer einsatzbereit sind, um zu retten, löschen, bergen und schützen sprach Loferer großen Dank aus, er fand es nicht selbstverständlich den großen Einsatz in der
Freizeit zu leisten. Außerdem wird laufend Nachwuchs gebraucht, damit für die Bürger die Sicherheit weiterhin gewährleistet ist.
Beim Kindergarten, der Krippe, dem Waldkindergarten und der Schule gab es zahlreiche Aktionen und auch für dieses Jahr stehen etliche Termine an. Eine Spende über 1.000 Euro kam vom Motorradclub für den Kindergarten.
Neue Ideen für den Dorfladen
Ein Sorgenkind ist derzeit der Schlechinger Dorfladen, der nicht mehr wirtschaftlich arbeitet. Ein Grund wird in dem geänderten Einkaufsverhalten der Bürger gesehen. Der Gemeinderat hat einen Arbeitskreis gebildet, um mögliche Maßnahmen zur Belebung zu finden. Die Gemeinde hat jedoch keine Möglichkeit zur direkten Unterstützung, da hier enge rechtliche Grenzen bestehen.
Der Haushalt und sein Volumen
Loferer verlas die gesamten Zahlen des Haushalts, die sich sehr positiv darstellten. So hat der Haushalt ein Gesamtvolumen von rund sechs Millionen, die Steuereinnahmen belaufen sich bei der Grundsteuer auf rund 314.000 und der Gewerbesteuer auf 300.000 Euro. Die Hebesätze sind seit vielen Jahren gleich geblieben, Bei der Grundsteuer A sind es 400 Prozent, bei B 440 Prozent und bei der Gewerbesteuer 350 Prozent (seit 1985). Bei den weiteren Einnahmen stellen die Zweitwohnungssteuer (240.000 Euro) und die Kanalgebühren (305.000 Euro) die größten Posten dar. Der Schuldenstand zum letzten Jahresende betrug knapp 552.000 Euro, bedingt durch das Förderdarlehen „Wohnen im Alter“. Loferer erinnerte sich, dass der Schuldenstand 2008 bei seinem Amtsantritt 715.000 Euro betrug und im Jahr 2016 auf „Null“ stand.
Die Allgemeine Rücklage beträgt rund 2,7 Millionen, bedingt durch einen Investitionsstau, was sich noch in diesem Jahr ändern wird. Auch hier erinnerte sich Loferer, dass die Rücklagen im Jahr 2011 nur 400.000 Euro betrugen.
Wofür die Rücklagen gebraucht werden, führte Loferer nachfolgend auf. Da ist die Planung für die Sanierung der Achenbrücke Raiten/Unterwössen (Umsetzung 2024), der Umbau des Schulhauses (Baumaßnahmen ab 2024), im Zuge dessen auch die Sanierung der Toiletten am Musikpavillon und als größte Maßnahme, die Sanierung der Hochbehälter in Raiten, Abschluss hier soll Ende 2023 sein
Im Zuge des Ausbaus der B 307 zwischen Raiten und Marquartstein, wo die Gemeinde nur Zaungast ist, soll eine Wasser-Notverbundleitung in Richtung Donau vorangetrieben werden. An die Gemeinde Marquartstein, die über ein hervorragendes Wasserwerk verfügt, wurde ein Antrag für die Notverbundleitung gestellt.
Aber außerdem wird in Richtung Unterwössen bis zur Achenbrücke ebenfalls eine Notverbundleitung gepflügt. Ziel der Maßnahmen soll sein, dass für Notzeiten ein möglichst breites und verlässliches Leitungsnetz entsteht. Auch für das restliche Schlechinger Tal ist eine Notverbundleitung vorgesehen.
Für den Ortsteil Achberg wird derzeit eine Machbarkeitsstudie für eine tragfähige Wasserversorgung erarbeitet. Da hier mit keiner staatlichen Förderung zu rechnen ist, wird es lediglich eine Minimallösung geben.
Weitere Neuerungen in diesem Jahr waren die Änderung der Kurbeitragssatzung zum 1.1. 2023 und ein verbesserter Nahverkehrsplan seit Ende Februar mit zusätzlichen Verbindungen besonders am Wochenende.
Für den Schmugglerweg werden Mitfahrbankerl von Kössen nach Schleching aufgestellt. Der Termin hierfür ist für den 1. Mai geplant, der Bürgermeister rief dazu auf „Bitte nehmts die Leut mit, so wie früher auch“.
Das Prädikat Bergsteigerdorf mit Leben füllen
Vom Arbeitskreis Bergsteigerdorf berichteten Rupert Loidl und Remigius Bauer. Loidl erläuterte die Historie der Bergsteigerdörfer, der Begriff steht seit den 50er Jahren für eine nachhaltige Entwicklung und Schutz im Alpenraum. Für Schleching sah Rupert Loidl die Entscheidung, die sich schon durch das Naturschutzgebiet Geigelstein und das Ökomodel manifestiert hatte, als richtig und die Grundlage für das heutige Vorgehen. Das Prädikat „Bergsteigerdorf“ muss noch weiter mit Inhalt gefüllt werden, wozu jeder Schlechinger aufgerufen sei, führte Loidl aus.
Remigius Bauer meinte ebenfalls, dass für das Siegel etliche Projekte auf die Fahnen geschrieben wurden, wie eine Ringbuslinie und eine Kletterwand am Zellersee. Beide Projekte konnten nach über fünf Jahren noch nicht verwirklicht werden. Er wünschte sich eine Mitwirkung von den Bürgern vor Ort, vielleicht eine Bürgerwerkstatt für neue Projekte oder Kritikpunkte. Auch soll der DAV mehr eingebunden werden.
Zukunft des Tourismus im Achental/Schleching
Elisabeth Keihl, Vorständin vom Achental Tourismus gKU hatte einige Zahlen zur Entwicklung des Tourismus im Achental dabei. Sie verwies in ihrem Vortrag besonders auf die Wichtigkeit der online-Buchbarkeit und eine eigene gute Homepage der einzelnen Vermieter, da der Trend eindeutig in die Richtung „Information im Internet“ geht. Die Tourismuschefin wünschte sich einen weiteren Ausbau der Bettenzahlen in Schleching und bot eine Beratung für Vermieter oder auch Zweitwohnungsbesitzer an, die sich generell zum Thema Ferienwohnungsvermietung informieren wollen.
Zum Beispiel bei dem Thema „Generationswechsel“ gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die im persönlichen Gespräch erörtert werden können. Die Vermieter können dabei von dem großen Erfahrungsschatz der Achental Tourismus gKU partizipieren.
Auch die Gemeinde will helfen und investiert in die Gastgeber-Beraterin, Ursula Düsterhöft, die zu kostenlosen Terminen (8. bis 11. 5.) für das Thema „Preisgestaltung und betriebswirtschaftliche Grundzüge“ und an sechs Terminen vor Ort in den Unterkünften zur Verfügung steht. Bitte hierfür anmelden in der Achental Tourismus gKU in Unterwössen.
Fragen der Bürger
In der abschließenden Fragerunde meldete sich Franz Loferer und beklagte den Umstand der Wildcamper bei der Bootseinstiegsstelle an der Achenbrücke. Er hatte beobachtet, dass dort Wohnmobile längere Zeit stehen und ihre Hinterlassenschaften in der Natur entsorgen. Bürgermeister Loferer bestätigte, dass der Fall in der Gemeinde bekannt sei, aber Grundstückseigentümer das Wasserwirtschaftsamt Traunstein sei. Er versprach, in dieser Angelegenheit nochmals in Traunstein nachzuhaken.
Hildegard Hammerl fragte, warum der Wanderweg am Zellersee seit anderthalb Jahren gesperrt ist und nichts passiert. Josef Loferer antwortete, dass hier die Gemeinde nicht die Verkehrssicherungspflicht hat, sondern der Forst. Er berichtete weiter, dass die Gemeinde durch das Eschensterben seit einiger Zeit eine Mammutaufgab bewältigen muss, die keine Zeit für andere Aufgaben lässt. Aber er wollte nochmal beim Forstbetriebsleiter in Ruhpolding nachfragen.
Christine Obermaier brachte die neu erstellten Plakate für den Dorfladen mit dem Motto „Fahr nicht fort – kauf im Ort“ ins Gespräch. Bürgermeister Loferer versicherte ihr, dass das Thema dem Gemeinderat sehr wichtig ist.
Gemeinderatsmitglied Christian Zaiser wandte sich an den anwesenden Vorsitzenden der Dorferneuerung vom Amt für ländliche Entwicklung Oberbayern, Peter Oster, mit einer Frage zum Dorfladen und der Zweckbindungsfrist. (Anmerkung: das Amt hatte sich an der Errichtung des Dorfladens fördermäßig beteiligt) Peter Oster erinnerte, dass das Hauptziel des Dorfladens die Sicherstellung der Nahversorgung ist, Vertragspartner ist die Gemeinde. Die Zweckbindung für den Erwerb gilt für 25 Jahre, (seit 2012), für den Umbau 2015 gilt die Frist von 15 Jahren. Für den ebenfalls umgebauten/angelegten Parkplatz gilt eine Zweckbindungsfrist von 12 Jahren, die erfüllt ist, wenn der Parkplatz öffentlich zugänglich ist. Es wäre also durchaus möglich, einen professionellen Partner, der das Hauptziel vertritt, eintreten zu lassen.
Josef Loferer bedankte sich beim Gemeinderat für die vielen Mammutsitzungen in der letzten Zeit, bei den Mitarbeitern der Verwaltung, die die gewaltigen Vorgaben stemmen müssen und bei allen Ehrenamtlichen Bürgern, die sich für die Mitbürger und den Ort engagieren. wun
Sybilla Wunderlich (wun), Maisbachweg 4, 83259 Schleching, Tel. 08649-9869273, Sybilla.Wunderlich@t-online.de
27. März 2023